von Marie Schuster und Judith Zaus (9M)

Wie wir alle wissen, verließ unser ehemaliger Schulleiter Herr Schwertschlager letztes Jahr unsere Schule, um in den wohlverdienten Ruhestand zu gehen. Dennoch erklärte er sich freundlicherweise dazu bereit, noch ein letztes Interview  (bzw. eigentlich zwei letzte, da das Erste, das auf einem Smartphone gespeichert war, in der Spree versehentlich versenkt wurde 😉) für die Schülerzeitung zu geben und uns ein paar Fragen zu der vergangenen Zeit und seinen Zukunftsplänen zu beantworten.

Indiskret: Wussten Sie schon immer, dass Sie einmal Lehrer und Schulleiter werden wollen, oder ist der Berufswunsch erst später aufgekommen?

Herr Schwertschlager: Lehrer: ja. Ich wollte nie Lokomotivführer oder Pilot werden. Im Gymnasium hatte ich ein paar Lehrer, die einen tollen Unterricht gemacht haben, und irgendwann war mir klar, dass ich das auch wollte: jungen Menschen etwas beibringen und sie für etwas begeistern. Schulleiter: nein. Das hat sich irgendwie ergeben. Ich wollte schon viele Facetten des Lehrerberufs kennen lernen und habe mich z.B. deswegen für den Auslandsschuldienst beworben. Nach meiner Rückkehr kam eines Tages ein Anruf aus dem KM, ob ich dort ein paar Jahre arbeiten wollte. Naja, und als diese Zeit zu Ende ging, habe ich mich 2001 als Schulleiter für das Gymnasium Wertingen beworben – und es hat geklappt 😊. 2007 wurde das Anna frei, ich habe mich beworben – und es hat wieder geklappt 😊.

Indiskret: Hatten Sie bestimmte Erwartungen an den Beruf als Schulleiter und als Lehrer, wenn ja, wurden die erfüllt?

Herr Schwertschlager: Lehrer: Ich wollte ein so „guter Lehrer“ sein wie meine Vorbilder. Also jemand, bei dem man (gern) etwas lernt, den man sich aber auch als Vorbild nehmen kann. Ob ich das geschafft habe, – das müsst ihr die Schüler/-innen fragen 😊. Schulleiter: Natürlich hatte (und habe) ich eine Vorstellung davon, was eine „gute Schule“ ist. Als sich die Chance bot, diese Vorstellung zusammen mit anderen Lehrern/-innen, mit Eltern und auch mit Schülern/-innen zu realisieren, habe ich diese ergriffen. Vieles (nicht alles) hat geklappt, vieles kam im Lauf der Jahre neu dazu – und manche Ideen und Vorschläge haben mich auch überrascht – und begeistert.

Indiskret: Welche Fächer haben Sie schon unterrichtet? Warum diese?

Herr Schwertschlager: Studiert habe ich Deutsch, Geschichte und Sozialkunde. Diese Fächer mochte ich in der Schule, und sie passen auch sehr gut zusammen. Später habe ich noch eine Zusatzausbildung „Theaterspielen in der Schule“ gemacht. Wenn Not am Mann war, habe ich Wirtschaft/Recht unterrichtet und an der Deutschen Schule Pretoria habe ich sogar Musik in der Abiturklasse unterrichtet 😊. Wir haben alle zusammen ein Musical gemacht. Am Anna habe ich dann in den letzten Jahren auch noch Philosophie unterrichtet. Das hat mich einfach alles interessiert – und ich glaube, das ist die wichtigste Voraussetzung für spannenden Unterricht: Die Themen müssen auch den Lehrer „packen“.

Indiskret: Auf welcher Schule waren Sie (als Schüler)?

Herr Schwertschlager: Ich war auf dem Gymnasium bei St. Stephan, habe also ein humanistisches Abitur. Dort habe ich auch bis 1997 als Lehrer gearbeitet.

Indiskret: Was halten Sie vom G8?

Herr Schwertschlager: Es wurde leider nahezu ohne die notwendige (gründliche) Vorbereitung und v.a. ohne Einbezug der Lehrkräfte und der Eltern eingeführt. Ich war von Anfang an gegen die Organisation der Mittelstufe mit 35/36 Stunden Unterricht, mindestens zweimal Nachmittagsunterricht und 16 Fächern in der Jgst. 10. Für mich bekam das Thema „Schule“ damit in dieser entwicklungspsychologisch so wichtigen Phase ein viel zu starkes Gewicht. Als sich mit der MittelstufePlus die Gelegenheit bot, hier wieder umzuschwenken, haben wir die ja sofort genutzt.

Indiskret: Was war Ihrer Meinung nach Ihre beste Entscheidung als Schulleiter? Und was würden Sie heute anders machen?

Herr Schwertschlager: Auch auf die Gefahr hin, jetzt wieder in der Schublade „Technik-Fuzzie“ zu landen: Ich glaube, ich habe schon sehr früh die Chancen und Möglichkeiten der sogenannten „neuen Medien“ für den Unterricht gesehen und dann nach Kräften, mit toller Unterstützung von vielen Lehrern/-innen, den Eltern (Anna 40.000), dem Schulverwaltungsamt und an manchen Stellen wohl auch mit Glück sowohl für die nötige Infrastruktur (Netzwerk, Käschtle usw.) als auch für die Schulung im Umgang mit den neuen Möglichkeiten gesorgt. Natürlich wurden auch wir vom Lockdown im März 2020 kalt erwischt (v.a. weil Mebis ständig abstürzte 😊), aber dann hatten wir sehr schnell eine funktionierende Struktur für Distanz- und sogar Hybridunterricht. Das hat mich schon ein bisschen stolz gemacht.

Was würde ich anders machen? Das weiß ich ehrlich gesagt nicht. Ich denke, die Dinge, die überflüssig oder die bloß ein Spleen von mir waren, werden im Lauf der nächsten Jahre ganz von selbst verschwinden, Herr Mayr wird neue Schwerpunkte setzen, Corona wird noch lange zu spüren sein, das G8 nähert sich seinem Ende – dann schauen wir mal im Jahr 2025, was von der „Ära Schwertschlager“ noch übrig ist 😊.

Indiskret: Was waren die wichtigsten Veränderungen am Anna während Ihrer Amtszeit?

Herr Schwertschlager: Ich war ja insgesamt 19 Jahre Schulleiter. Wenn ihr wollt, könnt ihr diese Zeit unter das Motto „Einmal G8 und wieder zurück“ stellen. Nach 2007 mussten wir am Anna noch das G8 aufbauen, seit 2015 lief dann der „Rückbau“, zuerst mit der MittelstufePLUS und dann ganz offiziell mit der Rückkehr zum G9.

Indiskret: Haben Sie sich etwas Bestimmtes für den Ruhestand vorgenommen?

Herr Schwertschlager: (Noch 😊) Mehr im Haushalt mithelfen und viel Zeit für unseren Enkel Jakob zu haben.

Indiskret: Hat Ihnen Ihre Zeit am Anna gefallen? Was schätzen Sie besonders an unserer Schule?

Herr Schwertschlager: Ich war sehr gerne euer Schulleiter und werde mich immer gerne an diese Zeit erinnern. Am Anna schätze ich die „Offenheit für die Welt“, also Austausche, Auslandsaufenthalte, Gastschüler/-innen, Kontakte zu ganz vielen Einrichtungen (z.B. den Altenheimen, aber auch zu Fujitsu), ich schätze die Eltern, den Förderverein, die Societas Annensis, das Lehrerkollegium, – v.a. aber die Schülerinnen und Schüler. Ich habe mich immer gefreut, wenn ich Besuch im Direktorat bekam oder wenn ich auf den Gängen ein freundliches „Grüß Gott, Herr Schwertschlager“ zu hören bekam. Das fehlt mir ehrlich gesagt am meisten, besonders jetzt, wo man ja wegen Corona kaum andere Menschen treffen kann.

Indiskret: Vielen Dank noch einmal an Sie, Herr Schwertschlager, für das ausführliche Interview, Ihre Geduld und die freundliche Kooperation, die trotz aller unerfreulichen Umstände während des Lockdowns zustande kam! Wir wünschen Ihnen noch eine ruhige und entspannte Zeit mit Ihrer Familie.