von Rebecca Holl (9pP)

Die Älteren unter euch werden sich erinnern: Herr Mayr war nicht immer unser Schulleiter. Damals, in einer Schule vor unserer Zeit, wurde das Anna von einem weisen Mann namens Herr Schwertschlager geleitet. Besagter Herr Schwertschlager hat mittlerweile aber seinen wohlverdienten Ruhestand angetreten und wurde von dem nicht minder weisen Herrn Mayr beerbt. Wir haben für euch hinter die Kulissen geschaut und ein Interview mit unserem Direktor geführt. Wer also schon immer einmal wissen wollte, was genau man als Direktor macht und ob es die oder das Nutella heißt, ist hier genau richtig.


Herr Mayr, erst einmal danke, dass Sie sich Zeit für mich nehmen. Wir fangen mal mit ein paar einfachen Fragen an, damit Sie etwas reinkommen können. Was gefällt Ihnen musikalisch gesehen besser, Klassik oder Rock?

Rock.

Find ich gut. Eher Pommes und Currywurst oder lieber ein Schälchen Kaviar?

Pommes und Currywurst.

Und was ist Ihr ehemaliges Hass-Fach?

Hass-Fach? Also direkt als Hass-Fach würde ich es jetzt nicht unbedingt bezeichnen, aber Mathematik ist mir schon immer schwergefallen.

Verständlich. Was hat Sie bewegt, die Stelle hier am Anna in Augsburg anzunehmen? Es ist schließlich ein großer Unterschied von einer Kleinstadt wie Oettingen, wo Sie früher gewohnt haben, nach Augsburg umzuziehen.

Das hat mehrere Gründe. Einer davon ist der, dass es für mich eigentlich eine Rückkehr ist, ich war nämlich als Referendar schon einmal ein halbes Jahr am Anna. Ich habe also meine Anfänge als Lehrer hier am Anna gehabt und komme gebürtig auch aus der Nähe von Augsburg. Ich war dann wie gesagt ein halbes Jahr hier und wäre nach meiner Ausbildung auch gerne geblieben, wurde aber vom Kultusministerium nach Oettingen versetzt. Ich dachte eigentlich, dass ich dort nicht lange bleibe und bald zurückkomme, aber es waren dann schlussendlich doch 28 Jahre. Es war auch sehr schön an dieser Schule, sonst wäre ich nicht so lange geblieben. Ich habe dort auch gewohnt und eine Familie gegründet. Und dann hat sich diese Stelle angeboten, sie war ausgeschrieben, weil Herr Schwertschlager davor in Ruhestand gegangen ist. Da dachte ich mir, probiere ich das doch mal. Vielleicht muss man im Leben einfach mal etwas ganz anderes machen und so ein Schulleiterposten ist natürlich etwas ganz anderes. Dafür ist auch nur das Anna für mich infrage gekommen, ich wäre an keine andere Schule in Augsburg gegangen. Nur wegen des Annas bin ich aus Oettingen hierhergekommen.

Was sagt denn Ihre Familie dazu, dass Sie nach Augsburg zurückgekommen sind?

Sie haben das natürlich unterstützt, vor allem meine Frau. Nicht ganz einfach war es mit unseren zwei Kindern: Unser älterer Sohn wollte in Nördlingen bleiben, weil er in Donauwörth an der Schule ist und dort nächstes Jahr auch sein Fachabitur machen möchte. Deswegen bleibt meine Frau mit ihm in Nördlingen. Unsere Tochter war in Oettingen an der Schule, an der ich vorher unterrichtet habe, und wollte mit mir mitgehen, weil sie nicht allein in Oettingen bleiben wollte. Deswegen hat sich unsere Familie aufgeteilt, sodass ich mit meiner Tochter in der Nähe von Augsburg wohne und wir beide hier an der Schule sind. Meine Frau und mein Sohn sind noch in Nördlingen bzw. Donauwörth geblieben. Wir treffen uns am Wochenende und in den Ferien. Es war also familiär nicht ganz einfach, aber es funktioniert.

Hatten Sie an Ihrer alten Schule schon Erfahrungen mit einem Direktorenamt oder waren Sie im Direktorat Mitglied?

Ja, ich war Mitarbeiter in der Schulleitung, so wird das genannt. Es gibt den eigentlichen Direktor, dann gibt es den Stellvertreter und der dritte im Bunde ist der sogenannte Mitarbeiter. Da war ich drei Jahre lang tätig und habe Direktorats-Luft schnuppern können.

Als Direktor haben Sie vermutlich nicht viel Zeit, gerade jetzt, wo Sie neu sind. Trotzdem haben Sie eine Griechischklasse übernommen, wie ich selbst bezeugen kann. Wieso haben Sie sich gerade für eine Griechischklasse entschieden, Sie unterrichten ja auch noch Religion, Latein und IT?

Du hast mich vorher nach meinem Hass-Fach gefragt. Mein Lieblingsfach ist Griechisch. In der Schule war das noch nicht immer so, da habe ich Latein ganz gerne gemocht und später dann Griechisch, aber als Lehrer habe ich Griechisch immer sehr gerne unterrichtet und es mir deshalb als Fach gewünscht, was dann ja auch funktioniert hat. Ich habe auch das Glück, eine sehr nette Klasse erwischt zu haben (Anm.: Ich gehöre zu dieser Klasse und kann das bestätigen). Und ich bin auch froh, dass ich noch Unterricht geben darf, denn ich war immer sehr gerne Lehrer. Die ganzen Verwaltungsangelegenheiten habe ich nie so gerne gemacht, deshalb ist es mir jetzt auch sehr wichtig, dass ich weiterhin Unterricht gebe.

Was macht Ihnen denn mehr Spaß, Direktor sein oder Lehrer?

Das ist schwer zu sagen, es sind zwei grundsätzlich unterschiedliche Aufgaben. Ich war jetzt sehr lange und sehr gerne Lehrer und bin jetzt seit wenigen Monaten Schulleiter, was mir auch gut gefällt, obwohl es gerade durch die Corona-Krise nervenaufreibend ist. Ich würde nicht sagen, dass etwas besser und etwas schlechter ist, sondern es ist beides schön.

Als Lehrer gehört es natürlich auch zu Ihren Aufgaben, Schulaufgaben, Exen und ähnliches zu korrigieren. Wie ist Ihr Gesichtsausdruck, wenn Sie dabei einen besonders dummen Fehler finden?

Wo es schon gerade um Corona ging, was ist aus der Sicht der Schulleitung an der momentanen Situation am schwierigsten zu managen? Was macht das Ganze am kompliziertesten? (Anm.: Interview im November, Situation mittlerweile möglicherweise verändert)

Das Komplizierteste ist wohl diese Ungewissheit und dass man so schlecht planen kann. Wir wissen nicht, ob morgen ein neues Schreiben kommt, weil die Fallzahlen gestiegen sind und man neue Maßnahmen ergreifen muss: mal mit Maske, mal ohne Maske, dann wieder Distanzlernen. Das raubt so viele Kräfte und lenkt ab von den eigentlichen Aufgaben, die man als Schule und als Schulleiter bewältigen möchte. Was mich auch sehr schmerzt, ist, dass durch das Maskentragen und den Distanzunterricht das eigentlich Pädagogische unter die Räder gerät. Normalerweise könnte man den Unterricht so viel abwechslungsreicher gestalten und das geht zurzeit alles verloren. Ich hoffe, dass die Normalzustände doch recht bald wieder zurückkehren.

Wie ist Ihr Gesichtsausdruck, wenn das Gesundheitsministerium mit den neuesten Coronaregeln anruft?

Und wie wird er sein, wenn Corona vorbei ist und alles wieder normal wird?

Vielleicht noch etwas Positiveres, was gefällt Ihnen denn bisher am Anna am besten?

Eigentlich alles. Ich muss sagen, das Lehrerkollegium hier hat mich sehr positiv empfangen. Schon Ende letzten Jahres habe ich einzelne getroffen, zum Beispiel den Personalrat und auch die Verwaltung und meine Stellvertreterin Frau Dr. Schwarz. Sie haben mich alle sehr freundlich empfangen. Dann die Schüler natürlich, soweit ich sie näher kennenlernen durfte. Meine 9+ zum Beispiel, also die Schüler, die ich im Unterricht richtig kennenlernen durfte, aber auch auf den Gängen und, wenn jemand zu mir kommt. Es ist dieses Vertrauen, die freudige Erwartung, die mir entgegengekommen ist, die mir am Anna sehr gut gefällt, und ich hoffe, dass das ganze Klima hier auch so bleibt.

So toll wir Schüler auch sind, Sie sind sicher auch froh, wenn Sie nach einer anstrengenden Woche in das wohlverdientemWochenende dürfen. Wie ist Ihr Gesichtsausdruck, wenn Sie uns nach der letzten Stunde am Freitag los sind und ins Wochenende durchstarten dürfen?

Und wenn Sie dann frei haben, schlafen Sie dann lieber aus oder sind Sie ein Frühaufsteher?

Eher Spätaufsteher.

Ein anderes Thema, was ist der größte Unterschied zwischen dem Anna und Ihrer alten Schule?

Diese alte Schule ist eine erstaunliche Schule. Weil ich dort so lange war, konnte ich die ganze Entwicklung mitverfolgen. Am Anfang war es eine „normale“ Schule mit normalen Klassenzimmern, aber man hat dort in den letzten Jahren architektonisch alles geändert. Es gibt dort keine normalen Klassenzimmer mehr, stattdessen gibt es sogenannte Lernlandschaften: Da sind Teppichböden! Es ist also nicht wie Schule, sondern eher wie wohnen. In den unteren Klassen liegen die Schüler am Boden, arbeiten so und es gibt viel mehr Freiarbeit. Es ist also ein ganz anderes pädagogisches Konzept, das wir dort entwickelt haben. Die Schule ist etwa so alt wie das Anna und wurde komplett renoviert und im Zuge dieser Renovierung wurde die Schule in sogenannte Lernbereiche umgebaut. Das kann man in ein paar Sätzen gar nicht so genau erklären. Man müsste auf die Homepage der Schule gehen, da sieht man schöne Fotos. Das ist natürlich ein großer Unterschied zum Anna. Wir hatten dort Bedingungen, die schon einmalig sind, die man aber durchaus auch an anderen Schulen umsetzen kann. Das heißt nicht, dass wir hier am Anna einfach alles umbauen können, aber dieses Denken, dass man Unterricht auch anders abhalten kann, das kann man auch an anderen Schulen umsetzen.

Wie hieß denn Ihre alte Schule?

Meine alte Schule war das Albrecht-Ernst-Gymnasium in Oettingen. Die Internetadresse lautet www.gymnasiumoettingen.de. Auf der Internetseite kann man schon relativ viel erkennen, aber eigentlich muss man es vor Ort erleben. Es gibt aber auch schon andere Schulen, die das Konzept aus Oettingen übernommen haben, zum Beispiel das Gymnasium Diedorf, das nach dem gleichen Vorbild aufgebaut ist. Den Gedanken, so etwas einzuführen, gibt es immer öfter, aber Oettingen war eine der ersten Schulen, die das umgesetzt hat.

Was wollen Sie am Anna ändern, wenn Sie die Möglichkeit dazu bekommen?

Das Anna ist ein Gebäude, das ein wenig in die Jahre gekommen ist, da müsste man schon einiges erneuern, was natürlich von der finanziellen Lage her schwierig ist, wie man weiß. Ansonsten muss man hier nicht allzu viel ändern. Das Anna ist in meinen Augen eine sehr gut funktionierende Schule, dank meines Vorgängers Herr Schwertschlager, der hier auch schon vieles bewegt hat. Ich möchte da gar nicht allzu viel ändern, sondern in diese Richtung weitergehen. Was das Digitale anbelangt, passiert hier viel, aber auch was die Sprachen und das Humanistische anbelangt. Also alles, was hier schon gut da ist, soll gut weiterentwickelt werden.

Wenn ich einen Tipp aus Schülersicht geben darf, die Toiletten im E-Bau sind definitiv renovierungsbedürftig. Was denken Sie, wird von diesen Änderungen am meisten Arbeit machen?

Solche baulichen Maßnahmen wie das Renovieren von Toiletten sind natürlich Verwaltungsaufgaben, man muss dafür irgendwelche Anträge stellen, man muss warten, bis das genehmigt ist und so weiter. Das ist ein sehr großer Aufwand, obwohl an einer Toilette schon etwas gemacht worden ist, da sind wir also schon dran. Was das Pädagogische betrifft, das ist eine Sache, die in den Köpfen ist und die wir umzusetzen und anzupassen versuchen: Also wie mache ich am besten Unterricht in diesen schwierigen Zeiten und wie danach, wenn es weitergeht. Das ist weniger eine Arbeit, sondern da muss man versuchen, das in den Köpfen zu ändern, das Denken muss man da ändern. Das stünde hier wahrscheinlich im Vordergrund.

Ein anderes Thema, was halten Sie von dem Online-Unterricht, der momentan bei uns stattfindet? (Anm.: Interview fand im November statt, damals noch Wechselunterricht)

Sagen wir so, er ist auf einem guten Weg. Die Schwierigkeit hier, aber auch an anderen Schulen ist, dass man im März, als das erste Mal Online-Unterricht stattfand, überrumpelt wurde. Da hat jede Schule schauen müssen, dass man irgendwie zurechtkommt. Jetzt haben wir sozusagen die zweite Runde und da ist es speziell hier am Anna so, dass man digitale Tools aus der ersten Welle hat, den Homeworker und Mebis. Die sind da und in die haben sich die Lehrer auch eingearbeitet und wollen auch damit arbeiten. Gleichzeitig kommt ein neues System, MS-Teams, das ich sehr gut finde. Zurzeit läuft das alles ein bisschen parallel, sodass es für Schüler und Eltern schwierig ist. Ich denke aber, wenn es so weiter läuft, werden wir uns schon bemühen, das in eine Richtung zu bringen. Aber das kann natürlich nicht von heute auf morgen gehen.

Halten Sie denn den Online-Unterricht auch für eine Zeit nach Corona für sinnvoll?

Nicht flächendeckend, aber wo es möglich ist, kann man so einen Online-Unterricht durchaus abhalten. Ein Beispiel wäre etwa, wenn ein Schüler krankheitsbedingt daheim ist und nichts versäumen möchte. Denkbar wäre so etwas vielleicht auch mal in der Oberstufe, dass da schon noch Präsenzunterricht stattfindet. Aber wenn man da nur Inhalte vermittelt, könnte man tatsächlich auf Online-Formate umsatteln. Dann könnten sich die Schüler zu Hause auf das Abitur vorbereiten und, nur wenn es nötig ist, in die Schule kommen. Den Kontakt mit den Lehrern wird man immer brauchen, aber es gibt durchaus sinnvolle Anwendungsmöglichkeiten, wo man diesen Online-Unterricht, wenn er gut funktioniert und wenn man einmal Erfahrung damit hat, im normalen täglichen Schulgeschehen einbinden kann. Das kann ich mir schon vorstellen.

Wie stellen Sie sich den Online-Unterricht in zehn Jahren vor?

Ich glaube schon, dass sich der Unterricht durch die Erfahrungen, die wir jetzt gerade in der Pandemie sammeln, grundsätzlich ändert. Die Formen des Online-Unterrichts, die sich bewähren und hoffentlich funktionieren, werden sich mit Sicherheit etablieren und werden mehr werden. Aber ich glaube nicht, dass sie die alleinige Unterrichtsform sein werden. Ich glaube, der unmittelbare Kontakt zwischen Lehrern und Schülern und auch der Kontakt der Schüler untereinander, den brauchen wir unbedingt, um vernünftig lernen zu können. Es gibt Bereiche, in denen man den Online-Unterricht einsetzen kann und in denen er sicher alltäglich wird, aber er wird mit Sicherheit nicht das ausschließliche Format sein.

Zum Abschluss: Haben Sie vielleicht noch irgendein Lebensmotto oder eine Lebenseinstellung, die Sie mit uns Schülern teilen möchten?

Zurzeit würde ich sagen, ist das Wichtigste, Ruhe zu bewahren und möglichst flexibel zu sein. Alles, was noch kommt und was wir als Schulleitung anordnen müssen, ist ja auch von uns nicht gerade gewünscht, aber wenn wir alle einigermaßen ruhig und gelassen bleiben, kommen wir gut durch diese schwierige Zeit, die wir gerade haben.

Sehr weise. Und bevor wir wirklich zum Ende kommen, last but not least, die Eine-Million-Frage: Heißt es die oder das Nutella?

Eindeutig das Nutella.

Wenn Sie meinen. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für dieses Interview genommen haben, wir wünschen Ihnen alle viel Glück bei Ihrer neuen Aufgabe. Schön, dass Sie hier sind!