von Ludwig Wenisch und Lukas Eichler (10L)

In den sieben Jahren, die ich nun schon unsere Schule besuche, hat sich das Anna – nicht zuletzt dank der Bemühungen unseres ehemaligen Schulleiters Herrn Schwertschlager – um seinen Titel als Medienreferenzschule mehr als verdient gemacht: Das „Käschtle“, die Veranstaltungen der Medienscouts, die BYOD-Klassen und Mebis sind aus dem Schulalltag längst nicht mehr wegzudenken.

Dennoch traten in der Vergangenheit wiederholt Schwierigkeiten auf: Die vergleichsweise späte Umstellung von Windows XP auf modernere Betriebssysteme, quälend lange Ladezeiten der Schul-PCs und temporäre Sperrungen potentiell ablenkender, dennoch unterrichtsrelevanter Seiten wie YouTube, um nur einige zu nennen.

Momentan wird die Medienkompetenz der gesamten Schulfamilie durch Lockdown und Homeschooling auf eine besonders harte Probe gestellt: Ein Stundenplan voller Teams-Konferenzen, sowie diverse mehr oder minder gut funktionierende Lernplattformen stellen für alle Beteiligten eine große Herausforderung dar, die es gemeinsam zu meistern gilt.

Deshalb erscheint der Zeitpunkt nun günstig, um Bilanz zu ziehen: Wie steht es um die bisherige Digitalisierung und Medienkompetenz an unserer Schule? Wie zufriedenstellend funktionieren die gegenwärtigen digitalen Wege des Homeschoolings? Und was muss sich bessern, damit das Anna weiterhin erfolgreich zu den Wegweisern des digitalen Unterrichts gezählt werden kann?

Wir präsentieren euch die spannendsten Fakten und fragen bei Herrn Pöller nach.

Interview mit Herrn Pöller

An unserer Schule ist Herr Pöller seit vielen Jahren für die Digitalisierung zuständig. Im Interview steht er uns Rede und Antwort.

Ludwig: Unsere erste Frage wäre: Sind Sie zufrieden mit dem digitalen Fortschritt an unserer Schule und wie das mit dem Homeschooling momentan läuft? 

Herr Pöller: Ganz allgemein, ja, ich bin zufrieden, gerade eben habe ich sogar eine Nachricht einer Kollegin bekommen, dass alles richtig gut läuft, so wie sie sich das vorstellt. Natürlich wissen wir alle, dass es schön wäre, wenn man manches nicht bräuchte, aber ich denke in Anbetracht der Umstände sind wir momentan ganz gut unterwegs. 

Ludwig: Bei den Sachen, die noch nicht so gut laufen, wo liegen denn da die Schwierigkeiten? 

Herr Pöller: Also, wenn etwas nicht läuft, dann liegt das mittlerweile größtenteils bei den Schülern zuhause, dass diese nicht die Möglichkeit haben, nicht die Unterstützung von ihren Eltern finden, dass die Technik fehlt oder das W-Lan mal nicht funktioniert. Denn wenn diese Rahmenbedingungen gegeben sind, sind alle unsere Angebote abrufbar. Dabei würde ich es mir wünschen, dass die Schüler das Angebot mehr nutzen, Unterstützung einzuholen. Wir haben den Herrn Kleybolte, sollte mal etwas nicht funktionieren, sowie den Förderverein, wenn das Geld in den Haushalten nicht reichen sollte. Denn in diesen Tagen hat jeder das Recht darauf, dabei zu sein, und das kriegen wir auch hin. Wir haben niemanden an der Schule, der am Distanzunterricht nicht teilnehmen kann. 

Ludwig: Das klingt natürlich sehr erfreulich. Aber eine Frage hat mich tatsächlich sehr beschäftigt: Warum wurde erst im zweiten Lockdown auf Teams umgestellt? 

Herr Pöller: Es war so, das Angebot, Teams zu nutzen, kam erst während des ersten Lockdowns. Zudem hatten wir über Homeworker und Jitsi ebenfalls den Zugriff auf Videokonferenzen, was zunächst auch besser war, da man keine neuen Anmeldedaten brauchte und es auch datenschutzrechtliche Vorzüge mit sich brachte. Das Kultusministerium hatte während des ersten Lockdowns das Angebot, Teams zu nutzen, Schulen gegeben, die das sonst nicht hinbekommen hätten.  Dieses Angebot lief ursprünglich nur bis Oktober und wurde dann um einen Monat verlängert. Deswegen haben einige Schulen Teams schon wieder abgeschafft. Da wir von der Stadt Augsburg Office 365 zur Verfügung gestellt bekommen und diese Möglichkeit auch auf absehbare Zeit bestehen bleibt, bleibt uns dieses Problem erspart. Für mich war der ausschlaggebende Punkt, auf Teams umzustellen, als es deutlich geworden ist, dass der Jitsi-Server von Homeworker auf Schulnetzwerken geblockt wurde und so einfach nicht funktionierte. Ich bin heilfroh, dass ich diese Entscheidung getroffen habe. Denn nur große Firmen haben die entsprechenden Server, um den großen Mengen an Nutzern standzuhalten, die bei einem Lockdown wie nach Weihnachten Bedarf an Homeschooling haben. Allerdings könnte die Ansage kommen, dass wir Teams nicht mehr verwenden dürfen und eine andere Plattform zur Verfügung gestellt kriegen, auch wenn das noch ein paar Monate dauern wird und somit der Zeitaufwand, den wir in Teams gesteckt haben, möglicherweise umsonst sein wird. 

Ludwig: Sie betreuen den Digitalisierungsprozess an unserer Schule ja schon länger, was waren denn in der Vergangenheit die größten Hürden für Sie und das ganze Vorhaben? 

Herr Pöller: Vor zehn Jahren war das Geld, also die Beschaffung von Mitteln, die über die Basisversorgung hinausgehen, die größte Hürde. Dass wir da sind, wo wir heute sind, haben wir der Stadt Augsburg und ihrem Projekt M@School, also einem externen Anbieter, der die wesentlichen Anforderungen erledigt, zu verdanken. Somit müssen wir uns an der Schule nicht mehr um Netzwerk, Rechnerkonfiguration, Server und all das kümmern. Inbegriffen war allerdings nur die Basisversorgung, bestehend aus einem Rechner und Beamer in den Klassenzimmern. Es war den Beteiligten an der Schule klar, dass das nicht reicht. Das Rechnerproblem mit losen Kabeln hat man dann mit dem Käschtle gelöst. Somit wurde für jeden Lehrer ein  zuverlässig funktionierender Arbeitsplatz im Klassenzimmer geschaffen. Allerdings hat das in etwa 120.000 Euro extra gekostet, die es in drei Jahren zu beschaffen galt. Das muss man unserem ehemaligen Schulleiter, Herrn Schwertschlager, als großen Verdienst anrechnen. An anderen Schulen in Augsburg ist das bei Weitem nicht so gut gelungen. 

Ludwig: Genug zur Vergangenheit, was würden Sie sich in diesem Bereich sowohl für unsere als auch alle anderen Schulen wünschen? 

Herr Pöller: Der Plan, den ich für die Zukunft verfolge, bezeichne ich als Technikhausmeister, also bei uns wäre das dann der Nachfolger von Herrn Böhrer. Wenn irgendetwas nicht funktioniert, dann sollte kein Lehrer an allen Schulen hin und her laufen müssen, dafür soll dann der „Vor-Ort-Support“ da sein. Jeder Lehrer und Schüler soll das Gefühl haben, wenn mal etwas nicht funktionieren sollte, dass da jemand kommt und hilft. Denn anders funktioniert das nicht. Das ist das große Zukunftsprojekt für die Schulen, den Support vor Ort zu stärken. 

Ludwig: Ein wichtiges Thema ist dann natürlich die Hilfe zur Selbsthilfe. Was können denn wir Schüler selber dazu beitragen, dass wir uns auch noch in Zukunft Vorzeige-Medienreferenzschule nennen dürfen? 

Herr Pöller: Die Schüler durchlaufen bei uns schon ein relativ klar durchdachtes Programm. Das geht los mit Schulungen in der 5./6. Klasse, Unterricht im Computerraum und dann in der Mittelstufe im Laptop-Raum und danach das eigene Gerät. Dieses eigene Gerät bedeutet natürlich auch eigene Verantwortung. Der Auftrag für die Schüler ist, diese Angebote noch mehr und besser zu nutzen. 

Ludwig: Das wäre es dann schon mit unseren Fragen, wollen Sie den Schülern noch ein paar abschließende Worte mitteilen? 

Herr Pöller: Im Prinzip schon: ein ‘Macht nur weiter so!’ Ich mache das nicht ohne Grund seit so vielen Jahren mit viel Herzblut. Ich bin fest davon überzeugt, dass ihr in  eine Zukunft hineinwachst, in der, ob es uns nun gefällt oder nicht, die Digitalisierung eine große Rolle spielen wird. Kollaborative Arbeitstechniken, Videokonferenzen, allgemein digital gestütztes Arbeiten, in diese Zukunft werdet Ihr kommen und die Schule hat die Aufgabe, euch darauf vorzubereiten. Will man nun auf Papier oder Tablet schreiben? Beides ist möglich, man muss nur alle Möglichkeiten kennengelernt haben. Das ist mein Wunsch, denn ich will ja, dass ihr irgendwann erfolgreich meine Rente zahlt und dafür müsst ihr global konkurrenzfähig sein. Das kann man allerdings nur, wenn man sich gut genug auskennt und genau dafür mache ich das auch. Das ist in dem Sinn purer Egoismus. *lacht* 

Ludwig: Vielen Dank, dass Sie sich heute die Zeit genommen haben, es war sehr informativ und unterhaltsam! 

Herr Pöller: Vielen Dank für das Interview, es hat mir sehr viel Spaß gemacht!