Von Sophie Lück (8b) und Rebecca Holl (10P)

Ende September hat unsere langjährige Sekretärin Frau Niedermaier das Anna verlassen und ihren wohlverdienten Ruhestand angetreten. Zu diesem Anlass haben wir ein kurzes Interview mit ihr geführt, in dem sie uns einige interessante Dinge aus ihrer langen Zeit am Anna erzählt hat.


Danke erst einmal, dass Sie sich Zeit für uns nehmen. Sie haben ja wahrscheinlich genug zu tun, gerade am Ende des Schuljahres, also fangen wir gleich an. Wie lange waren Sie insgesamt am Anna?

Ende September werden es jetzt 43 Jahre. Wobei ich zwischendrin zehn Jahre an der Zentralstelle für Computer im Unterricht war. Das hat folgenden Grund: Ich bin eigentlich als Laborantin ans Anna gekommen. Das hat dann aber nicht ganz zusammengepasst. Sprachliches Gymnasium und Laboranten? Das war nicht so ganz vereinbar. Naturwissenschaftlich aufgewertet wurde das Anna dann von der Zentralstelle für Computer im Unterricht und, nachdem das eine eigenständige Behörde geworden ist, habe ich die Chance gehabt, Verwaltungsangestellte zu werden. Als dann die Behörde geschlossen worden ist, hatte ich das Glück, dass ich wieder ganz ans Anna zurückdurfte. In der Zeit, in der ich an der Zentralstelle war, habe ich immerhin noch an zwei halben Tagen an der Schule gearbeitet, ich war also nie ganz weg.

Wie sind Sie denn, gerade als Laborantin, ausgerechnet am Anna gelandet?

Das war mehr oder weniger ein Versehen. Eigentlich wollte ich gar nicht zwingend an eine Schule. Ich war gesagt Chemielaborantin und habe nach der Ausbildung eine Anstellung gesucht. Seinerzeit, da war der Herr Dr. Breit Schulleiter, wurde eine Laborantin an der Schule gesucht und da habe ich mich auf die Stelle beworben. Ich habe dann aber gemerkt, dass mir die Verwaltungsarbeit und die Arbeit mit dem Computer immer mehr Spaß gemacht hat. Während meiner Ausbildung gab es noch gar keinen Computer im täglichen Gebrauch, das kann man sich als junger Mensch gar nicht mehr vorstellen. Damals gab es noch Schreibmaschinen und Matrizen zum Abziehen. Und irgendwie bin ich da dann so reingewachsen.

Mussten Sie extra eine Ausbildung machen, um Sekretärin zu werden?

Nein, ich habe keine Ausbildung gemacht. Lediglich die Realschule, die ich absolviert habe, war eine kaufmännische. Ich kannte also Steno, Maschinenschreiben und Wirtschaftsrechnen nur von der Realschule her. Aber wie gesagt, das war dann einfach learning by doing.

Gott, Wirtschaftsrechnen, das klingt furchtbar. Das sind genau die zwei Fächer, die ich nicht kann.

(Lachend) Genau das war der Grund, aus dem ich früher gedacht habe: nie in ein Büro! Daher bin ich dann Chemielaborantin geworden. So ändern sich eben die Dinge!

Was ist denn so das Verrückteste, was Ihnen in Ihrer ganzen Zeit am Anna passiert ist?

Das Verrückteste … ? Naja, erst mal natürlich mit Abstand die ganze Corona-Geschichte. Ansonsten erinnere ich mich da an allerhand Begebenheiten mit Schülern verschiedenster Natur. Schlimme Unfälle, die einen schockiert haben, wo man dann einen klaren Kopf bewahren musste. Ich kann mich noch erinnern, wie einmal die Glasscheibe einer Türe zersprungen ist und eine Schülerin sich den Schenkel aufgeschlitzt hat. Das war ein furchtbares Bild, das kann Gott sei Dank nicht mehr passieren. Mittlerweile haben wir überall Sicherheitsglas.

Das muss tatsächlich ein ziemlich furchtbares Bild gewesen sein. Wie glauben Sie, war Ihr Gesichtsausdruck, als Sie das gesehen haben?

Gab es sonst außergewöhnliche Ereignisse?

Dann gab es noch meine Anfangszeit als Laborantin, in der ich in den Unterricht mitgegangen bin, als damals neunzehnjähriges Mädchen. Da war dann manch Abiturient älter als ich. Ich habe geholfen, in Physik Versuche aufzubauen oder in Biologie zu mikroskopieren, das war für mich schon sehr aufregend. Andere verrückte Dinge…? Jeder Tag ist irgendwo verrückt.

Haben Sie vielleicht ein Erlebnis, von dem Sie sagen würden, dass es Sie in Ihrem Berufsleben besonders geprägt hat?

Ja, das war letztendlich die Arbeit mit dem Computer.

Das können wir uns vorstellen, das muss eine ziemliche Umstellung gewesen sein.

Nicht einfach nur eine Umstellung. Das war ein richtiges Aha-Erlebnis, das hat einem die Welt ganz anders erschlossen. Natürlich musste man es sich erst mal mühsam aneignen, aber danach hat es einem vieles erleichtert. Dann strebte man immer weiter nach Perfektion, was einem trotz allem nicht immer gelang.

Und was mögen Sie an Ihrem Beruf am liebsten? Was macht Ihnen den meisten Spaß?

Der Umgang mit den Kindern, muss ich ehrlich sagen. Eigene Kinder habe ich nicht und man bleibt dann doch ein bisschen jung. Man bleibt vital im Kopf.

Wir beide – und wahrscheinlich geht es vielen anderen auch so – haben eigentlich gar kein Bild davon, was man als Sekretärin macht. Wie sieht Ihre Arbeit genau aus?

Letztendlich ist das Ganze eigentlich Verwaltung von Daten. Die meisten denken jetzt natürlich: Was gibt es denn da so viel zu verwalten? Aber gerade wenn ich an das Schuljahresende denke, muss man viele Abschlussarbeiten erledigen. Das geht über Zeugnisse drucken bis zum Versenden des Jahresberichts, der vorher natürlich erst erstellt werden muss. Dann das Verräumen der ganzen Schulaufgaben, die ihr über das Jahr schreibt, die müssen nämlich zwei Jahre aufgehoben und archiviert werden. Davor müssen sie natürlich entsprechend sortiert werden, damit man bei Bedarf auch etwas findet. Die Vorbereitungen für das nächste Schuljahr müssen getroffen werden, wie Versetzungen, Wiederholer und Neueintritte vermerken, Listen schreiben, die ganzen Schülerakten umsortieren, das ist also eine ganze Reihe an verschiedenen Tätigkeiten. Unter dem Jahr sind es hauptsächlich verwaltungstechnische Dinge, zum Beispiel Anweisungen vom Ministerium, die umgesetzt werden müssen. Neue Lehrer kommen, Personalakten müssen angefordert werden, man schiebt viel Papier oder auch viele Dateien hin und her. Das alles geschieht natürlich neben dem Kontakt zu Schülern und Lehrern mit deren verschiedenen Anliegen.

Wie viele Leute sind Sie denn hier in diesem Bereich? Alleine ist das alles ja kaum zu schaffen.

Sekretärinnen sind wir insgesamt fünf, drei im Sekretariat 2 und zwei hier im Sekretariat 1, wobei die Frau Wildegger nebenamtlich vom Förderverein beschäftigt ist, wir anderen sind staatliche Angestellte. Ich werde jetzt dann ausscheiden, wir werden sehen, wer die Nachfolgerin wird. Ich hoffe, sie wird mit offenen Armen aufgenommen werden.

Da sind wir sicher. Wo wir gerade schon von Sekretariat 1 und 2 gesprochen haben, wo unterscheiden sich denn Ihre Tätigkeiten? Wir Schüler haben ja eher mit dem Sekretariat 2 zu tun.

So ist es. Vor allem Schülerangelegenheiten laufen über das Sekretariat 2, dort befinden sich auch die Schülerakten. Wenn ein Schüler die Schule verlassen möchte, müssen die Schülerpapiere verschickt werden, oder, wenn einer neu kommt, angefordert werden. Das Sekretariat 1 ist mehr das Direktoratsvorzimmer, kann man sagen. Da geht es mehr um Personalangelegenheiten und was halt jeden Tag so anfällt.

Und hat sich durch Corona etwas bei Ihrer Arbeit geändert?

Das Schulhaus ohne Kinder ist tot. Das waren einige Wochen, die wirklich nicht schön waren. Am Anfang meint man vielleicht noch, das genießen zu müssen. Das ruhige Schulhaus, in Ruhe ohne Störungen arbeiten, aber irgendwann ging es einem auf den Wecker. Man hat nur noch Papier vor sich und das kann es nicht sein. Die Schule lebt von ihren Bewohnern. Das war das Schlimmste.

Hatten Sie denn durch Corona mehr Arbeit oder ist das eher weniger geworden?

Es war andere Arbeit. Vom Ministerium sind viele Anweisungen gekommen, die umgesetzt werden mussten. Mit dem Homeschooling selber hatten wir natürlich nichts zu tun, aber alles was man sonst im persönlichen Kontakt erledigt, musste elektronisch oder telefonisch abgewickelt werden, das war schon etwas schwierig.

Ok, jetzt hat das Ganze so eine deprimierende Wendung genommen. Wechseln wir das Thema. Sie haben ja vorhin schon erwähnt, dass Sie in Ihrer Zeit am Anna verschiedene Schulleiter erlebt haben. Wir Schüler auf der anderen Seite haben ja nur einen oder maximal zwei Schulleiter kennengelernt, was gab es für Unterschiede zwischen den einzelnen?

Wie viele hatten wir denn? Herr Dr. Breit hat mich eingestellt, das war ein Naturwissenschaftler, ein sehr strukturierter, strenger Mensch, aber sehr gerecht. Der Herr Horn danach war Humanist, der hat also vom Denken und Arbeiten her ganz anders gehandelt, weil er eine andere Sichtweise hatte. Er hatte Griechisch und Latein als Fächer, da ist er Probleme ganz anders angegangen als ein Naturwissenschaftler. Wer kam dann? Da muss ich kurz überlegen … Dann war der Herr Rehle da. Das war die Zeit, in der ich vorrangig in der Zentralstelle war, den habe ich nicht so wirklich miterlebt. Als Nächstes kam der Herr Dr. Klob. Das war ein sehr aufgeschlossener, legerer Mensch, ich möchte nicht sagen kumpelhaft, aber es war eine sehr familiäre Atmosphäre. Wenn ich niemanden ausgelassen habe, kam dann der Herr Schwertschlager, den kennen ja die meisten Schüler noch, der ist auch alles sehr strukturiert angegangen. Jetzt haben wir unseren Herrn Mayr. Ich bin eigentlich mit allen Schulleitern sehr zufrieden gewesen.

Welcher Schulleiter hat Ihnen am meisten zugesagt?

Das ist natürlich eine schwierige Frage. Also wie gesagt, ich mochte den familiären Umgang, den hat man bei Herrn Dr. Klob erfahren und natürlich jetzt bei Herrn Mayr.

Was werden Sie hier am Anna am meisten vermissen?

Am meisten vermissen werde ich die ganzen Gespräche. Ob mit Schülern oder mit Lehrern, man bekommt oft in vielerlei Hinsicht Anregungen, die man sonst vielleicht gar nicht bekäme. Diese Gespräche werden mir auf jeden Fall fehlen. Und der menschliche Umgang.

Wissen Sie schon, womit Sie sich dann in Zukunft so die Zeit vertreiben möchten?

Das weiß ich allerdings. Am wichtigsten: ausschlafen. Das frühe Aufstehen werde ich definitiv am wenigsten vermissen. Außerdem habe ich einen Mann und eine Katze, der werde ich mich wesentlich mehr widmen können. Um meine 95-jährige Mutter, die Pflege benötigt, muss ich mich auch kümmern. Ich bin froh, wenn ich dafür mehr Zeit habe, da hatte ich bisher immer ein wenig ein schlechtes Gewissen. Und sonst muss ich mal schauen: ein bisschen mehr backen und kochen, einfach das Leben mehr genießen.

Es ist ja nun gar nicht mehr lange hin, bis Sie uns verlassen. Wie wird Ihr Gesichtsausdruck sein, wenn Sie Ihren letzten Tag beendet haben?

Stichwort Katze, ich hätte noch eine Frage, die mir persönlich auch sehr am Herzen liegt. Sie haben sich ja bisher laut unseren Informationen immer um unsere Schulkatze gekümmert. Was wird denn jetzt aus der? Ich als Katzenliebhaberin muss das wissen!

Genau, die Mitzie! Ja, die Mitzie ist umgezogen, die wohnt hier nicht mehr. In den Pfingstferien ist die Familie, der die Katze gehört, Richtung Ammersee umgezogen und hat die Mitzie mitgenommen (Anm.: Wer das noch nicht wusste und wem deswegen jetzt ein bisschen das Herz blutet, keine Sorge, uns ging’s genauso). Aber der Besitzer hatte noch über WhatsApp Kontakt mit der Frau Dr. Schwarz und hat geschrieben, dass es der Mitzie gut geht, worüber wir alle natürlich sehr froh sind.

Wie wäre Ihre Gesichtsausdruck, wenn Sie die Mitzie irgendwann wiedertreffen würden?

Ich glaube, das ist dann auch ein schönes Schlusswort, Katze ist immer ein gutes Schlusswort. Danke noch einmal, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben, wir wünschen Ihnen wirklich alles Gute für die Zukunft