von Antonia Kirschning (Q12) und Emily Schneider (Abiturientin 2020)
Ach ja, Fanfictions … Die meisten haben diesen Begriff vermutlich schon einmal gehört, aber die meisten denken bei Fanfictions vermutlich an perverse, schlecht geschriebene Werke, bei denen es eine Schande ist, dass sie sich überhaupt noch „Geschichte“ nennen dürfen. Diesen Klischees wollen wir hier einmal auf den Grund gehen. (Kleine Anmerkung: Das hier ist unsere eigene Meinung und bitte mit Humor aufzufassen!)
Wer schon mal auf Wattpad, AO3 oder einer ähnlichen Plattform unterwegs war, der ist sicher schon über den einen oder anderen rätselhaften Begriff gestolpert. Deshalb haben wir für euch eine kleine Liste mit Fanfiction-Begriffen zusammengetragen, die euch vielleicht irgendwann das Leben retten werden:
(Anbei schon einmal eine Entschuldigung für die vielen Harry Potter-Vergleiche, falls ihr Harry Potter nicht gelesen habt, sind das vielleicht nicht die verständlichsten Vergleiche. Wobei, wer Harry Potter nicht gelesen hat, sollte das sowieso dringend nachholen.)
- Fandom: Ein Fandom ist einerseits das Buch/die Serie/der Film etc. an sich (Beispiel: Harry Potter) und andererseits die Gruppe von Menschen, die alle dieses Buch usw. gut finden. Die Harry Potter-Fans bilden also beispielsweise das Harry Potter-Fandom. Zusammenfassend kann man sagen, dass das Fandom generell der Hype um etwas ist.
- Own/Original Character (OC): Charaktere, die in der Welt des Fandoms leben, aber in den Original- Geschichten nicht vorkommen, sondern komplett von den Autoren erdacht sind.
Ein Beispiel für einen OC wäre zum Beispiel „Castor Black“, ein lang verschollener Bruder von Sirius Black.
- Mary Sue: Eine Unterkategorie von OCs sind Mary Sues. Als Mary Sues bezeichnet man unkreative, uninspirierte, klischeehafte OCs.
Leider fallen die meisten OCs von unerfahrenen Autoren in die Kategorie Mary Sue.
Mary Sues zeichnen sich meistens durch eine flache, unausgereifte Persönlichkeit, das völlige Fehlen von inneren Konflikten, perfektes Äußeres und generelles Perfektsein in allem aus.
Ein klassischer Mary-Sue wäre zum Beispiel Sam (es ist nicht zu fassen, wie viele Mary Sues Sam heißen), die lange, rote Haare, strahlend grüne Augen sowie einen perfekten Körperbau hat und am Ende mit jedem One-Direction-Member einmal zusammen war. Nebenbei hat Sam natürlich nur die besten Noten in allen Schulfächern.
Auch bekannt sind Mary Sues unter den Namen Gary Stu und Larry Stu.
- Alternative Universe (AU): AUs sind, wie der Name schon vermuten lässt, alternative Universen.
Meistens handelt es sich bei AU-Fanfictions um Geschichten, in denen die Original Story an einem Punkt in der Vergangenheit geändert wird, wodurch sich die gesamte Storyline verändert.
Ein beliebtes AU im Harry Potter-Fandom ist zum Beispiel: „Wäre Sirius nicht nach Askaban geschickt worden, hätte er Harry bei sich aufnehmen und ihn aufziehen können.“
Andererseits können AU-Fanfictions auch Geschichten sein, in denen Figuren, die man aus einem bestimmten Kontext kennt (Beispielsweise Figuren aus Percy Jackson) plötzlich in einem anderen Universum (Zum Beispiel Hogwarts) auftauchen. Diese Geschichte hätte dann vermutlich neben dem Titel die Bezeichnung „Percy Jackson Hogwarts AU“.
Wobei an dieser Stelle noch zu erwähnen ist, dass sowohl Harry Potter als auch Percy Jackson und auch alle anderen Fantasy-Geschichten eigentlich schon „von Natur aus“ AU-Geschichten sind, da sie ja in einem alternativen Universum spielen.
- Citrus Scale: Die Citrus Scale ist eine Skala, um die „Intensität romantischer Handlungen“ zu messen.
Angefangen bei Citrus geht es über Orange, Lime und Lemon hin zu Grapefruit.
Meistens findet sich bei Fanfictions nur das Rating Lemon, da Citrus, Orange und Lime zu harmlos und Grapefruit zu ungewöhnlich sind. Lemon und Grapefruit sind Smut bzw. NSFW.
- Not Safe For Work (NSFW): NSFW ist eine andere Bezeichnung beziehungsweise Steigerung von Smut (s.u.). Im Gegensatz zur Citrus Scale ist NSFW allerdings nicht nur auf Texte zu beziehen, sondern auch auf Fan-Art.
Und jetzt zu den Klischees:
Ich habe in meinem Bekanntenkreis eine kleine Umfrage gestartet, was denn so die Vorurteile sind, die zum Thema Fanfiction im Raum stehen, und habe zu denen, die am häufigsten genannt wurden, einen kleinen Faktencheck gemacht, wobei das Wort „Fakten“ hier vielleicht etwas fehl am Platz ist, immerhin handelt es sich nur um meine eigene Meinung und keineswegs um bewiesene Tatsachen, jeder darf selbstverständlich seine eigene Meinung zu dem Thema vertreten.
Fangen wir an mit Vorurteil Nummer 1: „Fanfiction-Autorinnen und Autoren sind Über-Nerds!“
Stimmt.
Menschen, die so sehr in einem Fandom sind, dass sie den Drang haben, die Geschichte in Form von Fanfictions weiterzuentwickeln, dann Hut ab! Ihr seid echte Nerds! Nein, im Ernst, eine Fanfiction zeugt immer von einem kleinen bisschen Nerdigkeit.
Vorurteil 2 und nebenbei auch das meistgenannte: „Fanfiction-Autoren sind alle krank!“
Hier, das gilt übrigens auch für die meisten anderen dieser „Vorurteile“, sollte man differenzieren. Natürlich gibt es Autoren, die so sind, natürlich gibt es wie überall im Internet viel Müll, viele seltsame, teilweise kranke, verstörende Dinge, aber das ist wirklich die Minderheit.
In den meisten Fanfictions steckt so wie in jedem anderen „ernstzunehmenden“ Buch auch eine wahnsinnige Menge an Arbeit, Liebe und Mühe.
Eine Unterkategorie von „Ihr seid alle krank!“ bildet auch das Vorurteil „Fanfictions sind pervers!“ Auch das ist wieder nur teilweise wahr, denn hier muss man zwischen zwei Unterkategorien unterscheiden: „Fluff“ und „Smut“.
Beide Begriffe beziehen sich größtenteils auf „Shipping-Fanfictions“, also Geschichten, in denen es um die Beziehung zwischen zwei Charakteren geht.
In „Fluff“-Fanfictions ist das höchste der Gefühle normalerweise ein paar Küsse, während das bei Smut das harmloseste ist, was je passieren wird. Jemals.
Dass Smut-Fanfictions nicht ganz jugendfrei sind, versteht sich so wahrscheinlich von selbst, allerdings wird ja niemand gezwungen, so etwas zu lesen! Bei den meisten Geschichten steht auch entweder im Titel oder der Kurzbeschreibung, wenn die Geschichte nicht ganz jugendfrei ist. Bei dem Online-Portal „Fanfiktion.de“ muss man sogar eine Altersangabe festlegen, der Leser ist also vorgewarnt.
Vorurteil Nummer 3: „Grammatik und Rechtschreibung aus der Hölle!“
Auch dieses Vorurteil stimmt zum Teil. Natürlich gibt es Autoren, die durchaus schriftstellerisches Talent haben und ein Rechtschreib-Korrektur-Programm oder sogar Beta-Leser (eine Person, welche die Geschichte vorab lesen darf, um auf etwaige Logik-/Rechtschreib-/Grammatik-Fehler hinzuweisen) nutzen.
Allerdings gibt es, und diese Autoren sind zahlenmäßig leider doch überlegen, eine ganze Menge junger Menschen, die zwar gute Ideen haben, sei es für Geschichten oder für Charaktere, die aber nicht wirklich in der Lage sind, diese so umzusetzen, dass sie für die Nachwelt angenehm zu lesen sind.
Eine „dunkle Seite“ der Fan-Kultur, die oft Zielscheibe klischeehafter FanFiction-Werke wird, ist das Creepypasta-Universum. Hier tummeln sich mehr oder weniger bekannte und beliebte Serienkiller, verfluchte Videospiel-Charaktere und andere düstere Gestalten einer meist nicht ganz gewaltfreien Szene: Zu ihren berühmtesten Vertretern zählen Slenderman, Jeff the Killer, BEN Drowned und der selbstmörderische Squidward. Erste Ideen für eine FanFiction? Düstere Gassen, verlassene Ruinen, abgebrannte Häuser, unheimliche Wälder? Fehlanzeige – all die Monster, deren liebstes Hobby Mord ist, leben gemeinsam in der Slender-Mansion (oder in einer WG in New York, je nach 0815-Grad), sind nur arme missverstandene Wesen, deren Leben sich in der Küche (Ticci Toby x Waffles, Masky x Cheesecake) oder in den Kinderzimmern (ja, meist KINDERzimmern) nun glücklicher Fangirls abspielen. Doch am liebsten entwerfen Fans ihre eigenen Charaktere für die Mansion (oder die WG). Das Rezept für den perfekten Serienkiller? Da gibt es mehrere:
1) Der Originelle
Eine tragische Hintergrundgeschichte mit toten Eltern, toten Freunden oder einem toten Haustier – ja, tatsächlich – ein Messer, ein Hoodie und das kreativste Synonym aller Zeiten: XY the Killer.
2) Der Gesichtslose
Groß, schlank, kein Gesicht: XY-Man, Slenderman, Offenderman, Splendorman, Trenderman, Renderman, Senderman, Calenderman.
3) Der schlechte Abklatsch
Alternativ kann sich der OC auch an eine berühmte Creepypasta kleben wie ein zerkauter Kaugummi, der seinen Geschmack verloren hat und dessen einziger Existenzzweck nun darin besteht, eklig auszusehen und Fäden zu ziehen (auch bekannt als Mary-Sue): Charaktere in weiblicher Gestalt, die oft die Aufmerksamkeit ihrer Vorbilder genießen: Nina the Killer ist das wohl bekannteste Beispiel, gleich darauf folgt Slenderwoman.